Gamaku und Chinkuchi

Es gibt viele verschiedene Erklärungsversuche für die Begriffe Gamaku und Chinkuchi. Den Karate-Ka, die sich mehr dem japanischen Karate verschrieben haben, sind diese Begriffe weitestgehend unbekannt. Beschäftigt man sich aber eingehend mit den Theorien der Kraftübertragung im Karate, kommt man um sie fast nicht herum. Gerade in den Karate Stilen aus Okinawa sind sie als absolutes Herzstück anzusehen, obwohl auch in den Dojos von Okinawa unterschiedliche Ansichten anzutreffen sind.

 

 

Oftmals wird Gamaku auch mit Koshi übersetzt, wobei Koshi eigentlich eher den Einsatz der Hüfte in einer Technik beschreibt, Gamaku hingegen den gesamten Bereich des Beckens (Hüfte, die Muskulatur des unteren Rückens sowie die Bauchmuskulatur) einschließt.

Chinkuchi wird oft mit "Sehnen, Knochen und Muskeln" übersetzt. Aber auch diese Übersetzung ist irreführend und wird nicht von allen Meistern so geteilt. In der Umsetzung soll Chinkuchi dafür sorgen, dass die Verkettung bzw. „Verriegelung“ der Gelenke zu einer optimalen Kraftübertragung führt.

 

Eine einleuchtende und logische Erklärung habe ich von Ken Ogura, Kyoshi Hachidan im Kenshi Kai Dojo erhalten. Gamaku, also der Bereich des Beckens, treibt die Technik (als Bespiel einen Tsuki) nach vorne. Ab einem bestimmten Punkt übernimmt Chinkuchi diese Bewegung, und transportiert den Tsuki weiter nach vorne. Chinkuchi ist in diesem Beispiel der obere Rücken, sowie die Schulter- Nackenpartie, die dann die Kraft weiter in den Arm leitet, In dem Moment, wo Chinkuchi einsetzt, schnellt Gamaku wieder zurück in seine Ausgangsposition, fast so wie die Sehne eines Bogens wenn der Pfeil abgeschossen wird. Die Hüfte rastet dabei vorne nicht ein, auch wenn das in vielen Dojo so praktiziert wird. Ogura Sensei warnt jedoch vor dieser Praxis, da sie seiner Meinung nach die Hüfte dabei langfristig Schaden erleidet.

 

Auf den ersten Blick scheint diese Form der Kraftübertragung seltsam und wirkt in der Theorie so, als würde sie die Kraft aus der Bewegung herausnehmen. Mit etwas Übung stellt man jedoch schnell fest, dass diese Ausführung (oft auch als "Doppelpeitsche" bezeichnet) einen enormen Kraftgewinn darstellt, vor allem bei Techniken aus kurzer Distanz. Es bedarf allerdings einer Menge Training, um diese kraftvolle und geschmeidige Bewegung umzusetzen.

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