Die Vorzüge von Equipment Training
Karate, die Kunst der leeren Hand, krankt besonders in Europa unter der Tatsache, dass sie zum reinen Sport degradiert worden ist. Das Training in Vereinen hat unter anderem dazu beigetragen, dass es lediglich japanische Leibesertüchtigung ist, und viele seiner ursprünglichen Charakterzüge verloren hat. In den meisten Dojo werden nur noch Luftlöcher geschlagen, Kihon ist King, Kata ein notwendiges Übel, Kumite nur für junge Leute.
Dabei hat man im Karate in Okinawa schon lange vor dem Export in den Rest der Welt mit vielerlei Ausrüstungsgegenständen trainiert. Um nur ein paar wenige zu nennen, hier eine kleine Liste:
- Makiwara
- Gewichte aller Art (Hanteln uä)
- Sandsäcke
- Hojo Undo Ausrüstung (Nigiri Game, Shiishi, Ishi Sashi und andere)
- Holzpuppe
- Bogu (Schutzkleidung für Kumite)
und vieles mehr.
Einige Meister gingen sogar so weit, ihr eigenes Equipment zu entwickeln, und nutzten die damals vorhandenen Mittel hervorragend aus.
Aber kann man Karate nicht auch ohne Hilfsmittel üben? Ja, natürlich kann man! Das ist eines der vielen Dinge, die ich an dieser wunderbaren Kunst so liebe. Man braucht nicht viel für ein gutes Training, oftmals nicht einmal einen Partner. Aber auch dieses Solo Training hat gewissen Grenzen, die ohne Equipment oder Partner nicht zu überwinden sind.
Wozu brauchen wir also das Equipment? Lasst uns einfach ein paar der Ausrüstungsgegenstände genauer anschauen.
Das Makiwara zum Beispiel ist der absolut beste Trainingspartner, wenn es um die Entwicklung von Schlagkraft (bzw. die Übertragung der selben) geht. Natürlich eignet es sich auch hervorragend zur Abhärtung von Händen und Füßen, aber das beleuchten wir vielleicht in einem anderen Artikel. Das Makiwara gibt uns sofortiges Feedback, ob unser Schlag „angekommen“ ist, und versorgt uns gleichzeitig mit unzähligen Informationen über unsere Körperstruktur und unseren Stand.
Der Sandsack kann ganz ähnliche Dinge, allerdings fällt hier das Feedback gänzlich anders aus, da der Sandsack pendeln kann, und nicht am Boden befestigt ist. Zur Entwicklung von starken Tritten und Schlägen ist er aber eine sehr gute Wahl.
Als alter Verfechter des klassischen Krafttrainings darf diese Methode in meiner Aufzählung natürlich nicht fehlen. Kraft (und ich rede hier von Maximalkraft) ist ein wichtiger Faktor, wenn es um die Generierung von kampfrelevanter Kraft geht. Egal ob starke Schläger oder Tritte, einen guten Griff für Hebel- und Wurftechniken, oder eine stabile Körperstruktur, Kraft spielt dabei immer eine entscheidende Rolle. Hanteltraining hat sich hier als besonders effizient erwiesen, da es nicht nur eine starke Muskulatur entwickelt, sondern das auch noch in relativ kurzer Zeit schafft.
Training mit dem Hojo Undo Equipment ist ebenfalls eine klassische Methode in Okinawa. Die Meister erkannten bereits früh den Nutzen von zusätzlichen Übungen mit Gewichten, und nutzten das Hojo Undo mit gezielten Techniken, um die für Karate Techniken spezifische Kraft zu entwickeln. Dabei legte man großen Wert auf die direkte Umsetzbarkeit zu den jeweiligen Techniken und Körperstrukturen und Ständen.
Ein weiteres tolles Trainingsgerät ist die Pratze. Entlehnt aus dem Boxen oder Kickboxen gibt es hier die verschiedenen Versionen, um Schlag- und Trittkombinationen zu üben. Gleichzeitig können kampfspezifische Elemente wie Timing, Distanz und Rhythmusgefühl geschult werden, ohne dabei den Partner zu verletzen.
Aber auch die Holzpuppe hat ihren Weg in das Training vieler Karate Ka gefunden. Eher bekannt aus den südlichen Schulen des chinesischen Kung Fu wird es heute eher in Stilen wie dem Wing Chun verortet. Allerdings ist der sogenannte „Ude Kitae“ als Variante des Wooden Man auch in Okinawa in vielen Dojo zu Hause. Der große Vorteil der Holzpuppe ist, dass man gezielt Bewegungsabläufe üben kann, auch wenn man keinen Trainingspartner hat. Sicherlich keine günstige Anschaffung, aber definitiv eine lohnenswerte.
Fazit
Um gezielt bestimmte Abläufe und Techniken im Karate zu verbessern, kommt der moderne Karate Ka heute nicht mehr um das Training mit Equipment herum. Neben der Tatsache, dass man ohne sie nur schwer eine komplette Entwicklung erreichen kann, führen diese Trainingsgeräte sehr schnell zu dem gewünschten Ziel. Dabei sollte man auch bedenken, dass Equipment Training sehr viel Spaß machen kann, und das eigene Training durch neue Impulse auch dauerhaft interessant gestalten kann.