Power to the people!

Power to the people!

oder wo kommt die Kraft in meinem Tsuki her?

 

Teil 2

 

Wie versprochen geht es im zweiten Teil des Artikels nun um die Karate spezifischen Elemente sowie um „Dos and Don´ts“ bei der Ausführung.

Fangen wir einfach mit den Dingen an, die zwar sicherlich die Kraft einer Technik steigern, aber in einem Kampf oftmals nicht von Erfolg gekrönt sind. Die typischen Anfängerfehler sind wohl Ausholbewegungen und übertriebenes „schwungholen“ vor einer Technik. Dies kann sich in den unterschiedlichsten Bewegungen darstellen, und führt in der Regel dazu, dass der Gegner den Angriff bereits im Ansatz erkennt, oder man am Ende der Technik nicht mehr stabil steht (siehe „Balance“ im ersten Teil des Artikels). Dabei sind Schwung und Ausholen zwei wichtige und entscheidende Bestandteile einer kraftvollen Technik! Aber es kommt darauf an, diese so klein wie möglich zu halten, oder sie zu „kaschieren“, mit ihnen im Verborgenen zu arbeiten, so zu sagen.

 

In den Bereich von Schwung und Ausholbewegung gehört natürlich auch der „Anlauf“. Immer wieder sehe ich Kämpfer, die mehrere Schritte machen, um ihre Technik bereits im Vorfeld zu beschleunigen. Ja, auch diese Methode bringt mehr Kraft in die Technik, allerdings wird auch sie schon lange vor der Ausführung der Technik vom Gegner erkannt werden, da sie SEHR offensichtlich ist! Dabei rede ich nicht von einem Ausfallschritt oder einem notwendigen verkürzen der Distanz, sondern von mehreren, unnötigen Schritten.

 

Wie kann ich also Ausholen, Schwung holen, Anlauf nehmen ohne die oben genannten negativen Nebenwirkungen? Zum einen in dem ich diese Bewegungen klein halte, zum anderen, in dem ich meine „Schwung Masse“ geschickt einsetze.

 

Für einen Tsuki kann das bedeuten, dass ich einen ansatzlosen und direkten Schritt in den Gegner hinein mache. Beachte die unterstrichenen Worte EINEN, ANSATZLOSEN und DIREKTEN! Dabei sollte das Körpergewicht nicht zu sehr nach vorne geworfen werden, sondern nach unten vorne! Viele blockieren ihre Vorwärstenergie durch einen harten, schnellen Schritt mit dem vorderen Bein, und stoppen dabei die Kraft, die nach vorne gerichtet werden soll. Der berühmte Boxer und Weltmeister Jack Dempsey war für seinen „falling step“ oder auch „dropping punch“ bekannt. Dieses Konzept findet sich auch im Karate wieder, und wird dort besonders in den Stilrichtungen in Okinawa erfolgreich eingesetzt.

 

(zum Thema falling step siehe auch folgende links:

https://www.youtube.com/watch?v=cqieQiJD608

http://www.attackproof.com/Increasing-Striking-and-Punching-Power-Using-Dropping-Energy.html)

 

Wir Karateka können sehr viel von den Boxern lernen, daher ist auch der zweite Tipp stark vom Boxen beeinflusst. Boxer rotieren stark mit ihrem Oberkörper, drehen  gerne die Hüfte beim Schlagen mit ein, oder drehen auf dem hinteren Bein, um zusätzliche Schlagkraft zu generieren. Dabei bewegt sich gerade bei einer Schlagkombination die eine Schulter (und Hüfte!) zum Ziel hin, wobei die andere Seite vom Gegner abgewandt wird. Durch diesen Vorgang entsteht wieder eine Rotation, und gleichzeitig eine verdeckte Ausholbewegung der hinteren Schulter / Hüfte. Diese wird aber nicht übertrieben ausgeführt um sowohl eine Deckung aufrecht zu halten, als auch das eigene Vorhaben zu vertuschen.

 

Manche Karateka, besonders aus dem Vollkontakt Bereich, haben sich diese beiden Methoden zu Eigen gemacht, und so ihre Schlag- und Trittkraft erheblich gesteigert. Für den Ring oder den Wettkampfbereich sind diese Methoden extrem effektiv! Warum im Karate diese Methoden eigentlich nicht verwendet werden, welcher Methoden stattdessen zum Einsatz kommen, und wie man diese ebenso erfolgreich einsetzen kann, besprechen wir im dritten und letzten Teil meines Artikels. Jetzt erstmal viel Spaß mit dem begleitenden Video zu diesem zweiten Teil. https://youtu.be/atXUf6edohA

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Basty (Donnerstag, 26 Mai 2016)

    Danke für den tollen 2. Teil.
    Es ist immer echt schön wie du auch bei diesem beinahe banalen Thema einfach überrascht. Klar, Kraft kennt jeder und wir sind ja auch alle super stark aber deine Gedanken fassen das Thema nochmal ganz anders. Es ist wirklich klasse.
    Den Begriff Falling Step kannte ich noch garnicht (wieder was gelernt). Auch die kaschierte Ausholbewegung aus dem Boxen in das Karate einfließen zu lassen, finde ich super (wird viel zu selten betrieben).
    LG Basty