Saifa - Teil 2

Saifa – Die Anatomie der Kata

 

Eine Legende erzählt, dass man die Saifa (jap. 砕破, 碎破 oder サイファー,) auf einem Boot entwickelte. Deswegen sind die Bewegungen der Kata auch eher nach vorne und nach hinten ausgerichtet als zu den Seiten.

 

Regelmäßige Leser meiner Artikel und Bücher wissen bereits, wie skeptisch ich solchen Legenden gegenüber stehe, die sich um die eine oder andere Kata rankt. So soll ja auch die Naihanchi Kata (Tekki) angeblich für den Kampf in einem Reisfeld konzipiert sein. Naja, ohne Reisfeld sollte man sie dann vielleicht nicht mehr üben?!

Die Kata ist vermutlich in Südchina entstanden.

 

Die meisten Techniken der Kata werden aus einer engen Nahkampfposition ausgeführt. Das würde die Legende zur Entwicklung der Kata bestärken. Oft werden Angriff und Verteidigung mit der gleichen Hand ausgeführt. Es gibt viele kreisförmige Bewegungen, die eine Verbindung zum chinesischen Ursprung darstellen. Die Kata ist für die Übung der Fähigkeit zur Selbstverteidigung wichtig. In ihr werden einige wichtige Punkte aus dem Kyūsho Jitsu aufgegriffen und dessen Einbindung ins Training gelehrt.

 

Saifa ist eine harte Kata, und ihre Techniken üben das Zerbrechen des gegnerischen Angriffs bzw. das Zerstören oder Zerbrechen eines Griffs oder einer Umklammerung.     Die Anwendung der Technik erfordert dabei in erster Linie den Willen und weniger die körperliche Stärke.  Die eingesetzten Techniken sind auch mit wenig Körperkraft effektiv und schmerzhaft.     Außerdem stellt Saifa hohe Anforderungen an das Gleichgewicht und an die Fähigkeit zur explosiven Kraftentfaltung. 

 

Seitliche Ausweichbewegungen und eine Technik bei der man regelrecht um den Gegner herumgeht und in dessen Rücken gelangt sind weitere spezifische Merkmale der Kata. Zudem zeigt sie, in Konzept und Aufbau, eine starke Verwandtschaft zur Kata Seiunchin.

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Kata aus fünf Sequenzen besteht, welche im Bunkai in vielen verschiedenen Variationen umgesetzt werden können. Dies macht die Saifa auf der einen Seite leicht zu erlernen, was den Ablauf angeht, jedoch umso spannender, wenn es um die Anwendungsmöglichkeiten geht.

 

Diese fünf Sequenzen sind:

1.            Die Uraken Schläge mit Befreiung (Bewegung 1-9)

2.            Die Mae Geri mit Armkontrolle / -befreiung (Bewegung 10-12)

3.            Die doppelten Hiraken Schläge (Bewegung 13 – 16)

4.            Die Tetsui Uchi Hammerfäuste mit Ashi Barai (Bewegung 17 – 21)

5.            Der Abschluss mit Mawashi Uke (Bewegung 23 - 25)

 

In der ersten Sequenz scheint es ganz offensichtlich um die Verteidigung gegen Greifen und Fassen in verschiedenen Arten zu gehen. Dabei kann es sich um ein Fassen am Handgelenk (ein oder beidseitig), Fassen am Revers (ein oder beidhändig) oder sogar um eine Clinch Situation handeln. Die Kata macht sich die Mühe, diese Sequenz dreifach zu wiederholen, ein Grund mehr für uns, sie genauer zu analysieren. Neben den vielen Anwendungsmöglichkeiten möchte ich zusätzlich noch auf die entsprechenden Partnerübungen (Drill, Muchimide) hinweisen. Dabei möchte ich erklärend hinzufügen, dass diese Übungen sicher nicht meinem Gehirn entsprungen, und von daher klügeren Menschen zuzuschreiben sind!

 

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Miyagi Chojun und Kiyohda Juhatsu mit einer Sequenz aus der Saifa
Miyagi Chojun und Kiyohda Juhatsu mit einer Sequenz aus der Saifa

Sequenz Nummer zwei kann sich ebenfalls gegen Greifen der Hände / Arme richten, aber sehr wohl auch eine Fortführung der ersten Sequenz sein. Dies ist immer dann notwendig, wenn der Abschluss einer Bewegung (in unserem Fall ein Rückhandschlag / Uraken) misslingt. Ich kann mir nur sehr, sehr schwer vorstellen, dass die alten Meister so kurzsichtig waren, eine solche Möglichkeit nicht in Betracht zu ziehen. Jeder macht Fehler, oder wie die Japaner sagen  Auch Affen fallen vom Baum (猿も木から落ちる "Saru mo ki kara ochiru").

 

Eine der bekanntesten Figuren des Karate, besonders des Goju Ryu, ist der sogenannte „Busaganashi“, manchmal auch als „Schutzheiliger des Karate“ bezeichnet. Diese Figur finden wir im Bubishi, der „Bibel des Karate“.  Wenn wir seine Abbildung betrachten, können wir vielleicht einen Blick auf die Idee erhaschen, die der Kata in dieser Sequenz zu Grunde liegt.

Busaganashi
Busaganashi

Auch hier bitte ich nochmals Wert auf die Partnerübungen zu legen, da diese Distanz der „klebenden Hände“ (Muchimidi) von vielen Karateka zu Gunsten einer größeren, aber oftmals unrealistischen Distanz vernachlässigt wird.

 

 

Die dritte Sequenz ist geprägt durch die bereits mehrfach erwähnten „Löwenpranken“ (Hiraken). Sicherlich ist das Schlagen mit beiden Händen gleichzeitig nicht unbedingt ein optimales Konzept. Die Tatsache, dass man die Hüfte kaum einsetzen kann, und quasi „beide Waffen gleichzeitig entlädt“, ist ein riskantes Unterfangen in jeder Selbstverteidigungssituation. Aber es gibt eben viele Möglichkeiten, diesen Ansatz zu interpretieren. Ein Blick Mas Oyama´s Buch „This is Karate“ zeigt die Sequenz als Kopfstoß. Eine ähnliche Version unterrichte ich (allerdings ohne den Kopfstoß) in meinen Seminaren.

Dabei sollte man sich nicht ausschließlich auf die Möglichkeiten gegen Angriffe von vorne konzentrieren, sondern auch immer andere Winkel (z.B. hinter dem Gegner stehend) in Betracht ziehen. So kann man das volle Potenzial dieser Sequenz ausschöpfen.

 

Selbiges gilt auch für Sequenz Nummer vier. Die Kata führt diese nach einer Wendung aus, aber oftmals kann man den Ashi Barai mit anschließender Hammerfaust in direkten und frontalen Nahkampfsituationen nutzen. Die Hammerfaust finden wir auch in Kata wie z.B. Pinan Nidan (Heian Shodan) wieder. Ein Quervergleich, der in der Anwendung beide Kata verbessern kann.

 

Die fünfte und letzte Sequenz widmet sich einer Bewegung, die man als Markenzeichen im Goju Ryu bezeichnen darf. Auch andere Stile bedienen sich des Mawashi Uke, aber kaum ein Stil benutz ihn so extensiv wie das Goju.

 

Leser die auch mein Buch „Itosu und die Pinan Kata“ gelesen haben, kennen das Kapitel, welches ich in diesem Buch dem Shuto Uke widme. Für mich persönlich ist der Mawashi Uke im Naha Te das, was der Shuto Uke im Shuri Te ist: Eine Standard Lösung! Vielfältig einsetzbar, und besonders in der „weicheren“ Annahme von hart geschlagenen Fauststößen zeigt sich seine ganze und zerstörerische „Schönheit“.

 

Im Beispiel der Kata Saifa wird er, wie auch in der Sequenz zuvor, nach einer Wendung eingesetzt. Hier kann er einen Genickhebel nach dem Greifen des gegnerischen Kopfes darstellen. Aber auch ohne die Wendung ist er so etwas wie das fehlende Glied zwischen den einzelnen Sequenzen, und kann somit als Eingang vor den jeweiligen Sequenzen eingesetzt werden.

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Kommentare: 15
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