Im Dojo

DOJO - Ein Zauberwort in den Ohren vieler Übende der japanischen Kampfkunst. Es hat diesen beinahe romantischen Unterton, und klingt so ganz anders als Turnhalle, Gym oder Studio. Es beinhaltet Jahrhunderte alte Weisheit und Kriegertradition, so glauben jedenfalls viele Adepten des Budo. Doch was ist ein Dojo wirklich? Was macht das Dojo zu diesem besonderen Ort, und vor allem, wie ist so ein wirklich traditionelles Dojo denn überhaupt aufgebaut?

 

 

 

Nun, beginnen wir einfach mit dem Begriff an sich. Do, der Weg, ist ein Wort das wir als Anhang vieler Kampfküste finden. Beginnend mit dem Oberbegriff Bu Do, über Judo, Aikido, Kendo und gelegentlich sogar Karate Do. Es beschreibt eine "Wegschule" und kennzeichnet in der Regel das, was im Rahmen der japanischen Künste als moderner Stil bezeichnet werden darf. Dabei beschränkt sich diese Art der Wegschule nicht ausschließlich auf die Kampfkünste, sondern umfasst unter anderem auch den Tee Weg (Chado) oder die Kunst der Kalligraphie (Shodo).

 

 

Jo hingegen (und hier möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass das "J" wie in "Dschungel" und nicht wie in "Joghurt" gesprochen wird) bezeichnet einen Ort oder Platz. Damit wird das Dojo zu einem Ort an dem die Wegkünste praktiziert werden.

 

 

Das Dojo selbst ist nicht unbedingt dieser von alters her benutzte Tempel, der schon immer zum Studium der Kampfkunst verwendet wurde. Vielmehr ist ein Dojo eine, im Verhältnis zum Alter der Kampfkunst an sich, moderne Erscheinung, und stammt ursprünglich von buddhistischen Tempeln ab. Auch Zen wurde im einem Dojo praktiziert. Im Karate auf Okinawa ist die Idee des Dojo noch sehr jung, und bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts war ein Dojo dort Luxus. Schüler lernten die Kunst des Karate dort entweder unter freiem Himmel oder in einem für das Training umfunktionierten Wohnzimmer ihres Sensei.

 

Da die meisten von uns heute ihre Kampfkunst in einer Turnhalle erlernen, sind die traditionellen Bestandteile und der entsprechende Aufbau des Dojo für die westlichen Budoka vollkommen unbekannt. Daher möchte ich einige der wichtigsten hier nennen.

 

 

 

 

 

Wenn man ein traditionelles Dojo betritt, tut man das in der Regel von der Shimoza Seite her, und blickt direkt auf die gegenüber liegende Seite des Kamiza. Shimoza bedeutet so viel wie "unterer Sitz", wobei Kamiza als "oberer Sitz" bezeichnet werden kann. Daher erklärt es sich auch, warum höher graduierte Schüler vorne, in Nähe des Kamiza sitzen, wohingegen die Anfänger weiter hinten in Nähe des Shimoza ihren Platz finden. Am Kamiza, manchmal auch als Shomen bezeichnet, finden wir in der Regel das sogenannte Kamidana, ein Art Dojo Schrein oder Altar, in dem die Kami (Geister bzw. Gottheiten) des Dojo oder auch die der Begründer der jeweiligen Kampfkunst verehrt werden. Das Kommando "Shomen ni rei" rührt genau daher, und soll uns daran erinnern, unseren Respekt dem Begründer des Stils und den Lehrern die den Weg vor uns gegangen sind zu erweisen.

 

Den genauen Aufbau eines solchen Kamidana möchte ich aus Platzgründen in diesem Artikel nicht weiter vertiefen, da dies zu weit führen würde. Nur so viel möchte ich anmerken: Der Ursprung dieses Kamidana, dieses kleinen Dojo Schreins, liegt in den tiefen der japanischen Religion des Shinto begründet, und spiegelt viele der traditionellen shintoistischen Rituale und Gebräuche wieder. Auch wenn die typischen heutigen Dojo im Westen eher einer Turnhalle oder einem Gym gleichen, der ursprüngliche Entwurf und Aufbau des Dojo ist von dem eines Shinto Tempel inspiriert!

 

Die vom Eingang (Blickrichtung auf Kamiza) aus gesehene rechte Seite des Dojo wird als Joseki bezeichnet, die Linke Wand als Shimoseki. Traditionell ist Joseki der Platz and dem sich die höher graduierten Lehrer (und manchmal auch Schüler) aufhalten. Der Besuch durch einen hochrangigen Sensei, z.B. das Stiloberhaupt des jeweiligen Ryu oder in alten Tagen ein Mitglied der kaiserlichen Familie würde hier seinen Ehrenplatz im Dojo finden. Shimoseki hingegen ist der Raum, an dem sich niedriger graduierten Schüler und Anfänger aufstellen würden.

 

Neben den "vier Himmelsrichtungen" (denn genau diese repräsentieren Kamiza, Shimoza, Joseki und Shimoseki) gibt es natürlich auch eine Mitte, das eigentliche Zentrum des Dojo. Oft als Keiko Jo oder Enbu Jo bezeichnet, ist dies der Platz im Dojo, an dem die eigentliche Kunst praktiziert wird. Der Ort, an dem alles "zusammen kommt", an dem weder Worte noch Ausreden zählen, sondern lediglich konzentriertes Handeln gefragt ist. Dabei ist "Jo" das selbe wie in Dojo. "Keiko" beschreibt das Training, wohin gegen "Enbu" Demonstration oder Vorführung beschreibt. Somit ist dieser Raum in Mitten des Dojo der Platz für das Training oder die Vorführung der hier studierten Kunst.

 

 

Natürlich weiß ich, dass diese Begriffe für die meisten Budoka unbekannt sind, und viele das Erforschen dieses Wissens sogar ablehnen. Es hat für sie nichts, aber auch gar nichts mit ihrer Kampfkunst zu tun, da es ihre Technik und ihre Fähigkeiten im Kampf nicht verbessert. 

 

Nun, wie bei allen Dingen die so tief in der japanischen Kultur verwurzelt sind, gibt es auch hier ein Ura und ein Omote, eine sichtbare und eine verborgene Seite. Dem ernsthaften Budoka empfehle ich daher, sich auf die Suche nach dem Verborgenen zu machen, und somit die nicht so offensichtlichen Tiefen ihrer Kunst zu entschlüsseln. Denn das Dojo ist der Ort, an dem wir viel Energie, Schweiß und manchmal sogar Blut investieren, um, jeder für sich, nach unseren persönlichen Zielen innerhalb der Kampfkunst zu streben. Es ist Zeit, diesen Ort besser kennenzulernen.

 

 

Allen, die sich mit der Materie auseinandersetzen wollen, empfehle ich diese beiden Artikel von Dave Lowry auf Fighting Arts:

 

 

 

http://www.fightingarts.com/reading/article.php?id=386

 

http://www.fightingarts.com/reading/article.php?id=387

 

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